Viki aus Nordmazedonien sah im Sommer 22 wiederholt auf social media ein Video von einem sehr kranken, verletzten Hund in ihrer Gegend.
Mehrmals wurde er gepostet, doch keiner wollte ihm helfen. Viki suchten ihn lange, bis sie ihn, Jowi, am 10. August 2022 in einem sehr kritischen Zustand endlich fand: Er hatte eine sehr schlimme eitrige Verletzung am Kiefer, ein Teil seines Unterkiefers fehlte, weshalb auch seine Zunge seitlich heraushängt. Er hatte Herzwürmer und Ehrlichiose und ein Großteil seiner Haut war stark gerötet. Es war ein grauenhafter Anblick – Jowi, kaum noch ansprechbar, war am Ende seiner Kräfte.
Doch Viki gab die Hoffnung nicht auf: Sie nahm ihn mit in ihr Tierheim und kümmerte sich liebevoll um ihn. Mehrere Wochen war er in tierärztlicher Behandlung, bekam viel Medikamente und benötigte viel Betreuung. Doch ihre Mühe zahlte sich aus, langsam erholte sich der liebenswerte, kleine Kerl.
Wir, eine Familie aus Deutschland, die mit Viki seit Jahren befreundet ist, verfolgen Jowis Geschichte, die uns sehr ans Herz geht. Doch da wir selbst schon die beiden Hunde Lucky (von Hundeliebe-grenzenlos aus Zypern) und Tamo (aus Rumänien) sowie den Kater Kamaro (aus dem Tierheim) haben und sehr oft die Hündin Gina (aus Spanien) bei uns ist, war eigentlich klar, dass hier für Jowi keinen Platz mehr ist.
Doch Jowi ging uns nicht mehr aus dem Kopf und so suchten wir im Bekanntenkreis nach einem Zuhause für ihn – doch leider erfolglos. Dabei hatte es dieser kleine Kämpfer (wie auch so viele andere Leidensgenossen) doch mehr als verdient, eine eigene Familie zu finden und endlich die schönen Seiten des Lebens kennenlernen zu dürfen. Sollte das für immer ein Traum bleiben?
Immer stärker wurde bei uns der Wunsch, Jowi doch noch zusätzlich zu den anderen, sehr sozialen Hunden aufzunehmen, und zwar bald, damit er nach all diesen Strapazen nicht den kalten Winter in Mazedonien im Tierheim ausharren muss.
Die Herzensentscheidung fiel, und mit Viki wurde abgesprochen, dass Jowi kommen darf, wenn er katzenverträglich ist. Und zwar noch im selben Monat, im Oktober, da ich zur Ankunftszeit des Transports eine Woche Urlaub habe.
Zeitgleich jedoch, am 6.10.22, büchste Jowi aus dem Tierheim aus – er war spurlos verschwunden, nirgendswo zu finden. Viele Menschen wurden über sein Fehlen informiert, auch Tierärzte, die Tötungsstation, und sogar ein Aufruf über Facebook wurde gestartet – leider vergebens.
Doch die Zeit drängte, wenn man ihn nicht bald finden würde, wären die Ausreisepapiere nicht rechtzeitig für die Fahrt im Oktober fertig.
Nach 10 Tagen, am 16.10.22, geschah das, worauf alle gehofft haben: Jowi kehrte zurück zum Tierheim und stand zwar müde, aber unverletzt, erwartungsvoll vor der Tür. Es ist unbeschreiblich, wie groß die Freude bei allen Beteiligten – und auch bei Jowi - war!
Sofort wurde Jowi mit in Vikis Haus genommen, um zu kontrollieren, ob er katzenverträglich ist – er war es! Umgehend wurden für Jowi die Ausreisepapiere beantragt und gerade noch rechtzeitig wurden sie bearbeitet.
Und so machte sich Jowi am 20.10.22 im Transporter auf die weite Reise in sein neues Zuhause. Nach drei langen Tagen Fahrt konnte wir ihn endlich in die Arme schließen. Bei der Übergabe zeigte sich Jowi sehr ängstlich, doch seine Angst wurde bereits am nächsten Tag deutlich weniger. Und schon entpuppt sich in den darauffolgenden Tagen ein freudiger, übermütiger, lebensfroher und dankbarer Hundejunge, der sich in Windeseile in die Herzen aller Familienmitglieder schleicht. Schnell freundet er sich mit den anderen Hunden an und bereits nach fünf Tagen wird dicht aneinander gekuschelt ein Sonnenbad genossen.
Er lernt sehr schnell, ordentlich an der Leine zu gehen. Er liebt es, ausgelassen an der Schleppleine mit seinen Freunden zu toben. Seine Herzwürmer, die noch für ein Jahr mit einem Medikament alle drei Wochen behandelt werden, scheinen ihn dabei nicht zu beeinträchtigen. Und auch das Fehlen eines Teils seines Unterkiefers und die heraushängende Zunge behindern ihn nicht beim Fressen von Trockenfutter und Leckerlies.
Jowi versucht vom ersten Tag an, uns und seinem Rudel zu gefallen, alles richtig zu machen – und das gelingt ihm tatsächlich sehr, sehr gut! Er ist freundlich zu jedem Hund und Mensch, der uns beim Spazierengehen begegnet. Manchmal zeigt er sich im ersten Moment etwas unsicher, doch dann hilft ihm das Dasein der anderen Hunde, an denen er sich sehr orientiert, gutes Zureden und etwas Geduld. Er ist vom ersten Tag an stubenrein, lernt schnell, im Auto mitzufahren und passt sich toll an unseren Alltag an.
Da fragt man sich zu Recht: Wie kann ein Hund mit solch einer Vorgeschichte so ein Traumhund sein? Ich weiß es nicht, aber was sich gezeigt hat: Wenn man den Ärmsten der Armen eine Chance gibt, wird man selbst damit belohnt – und das ist ein wunderbares Erlebnis!
Wir danken von ganzem Herzen Viki und ihrer Familie dafür, diesen wunderbaren Hund gerettet zu haben und dem Verein „Hundeliebe-grenzenlos e.V.“ für die gute, problemlose Vermittlung und auch dafür, nach der Vermittlung mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Wir können jedem nur von ganzem Herzen empfehlen, einem Tier aus dem Tierschutz eine Chance zu geben – es lohnt sich wirklich für alle Beteiligten.
Ganz herzliche Grüße und ganz viel Glück für die anderen 4-Beiner sagen Nicole mit Familie und Jowi aus Knüllwald