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Nordmazedonien März 2023

Geschrieben von Angelika Oetker-Kast am .

Vikis Shelter

120 Hunde und zwei Schafe leben im Tierheim von Viki im Süden von Nordmazedonien. Es ist der 9. März, vom Flughafen in Skopje ist es noch ungefähr eine Stunde Fahrt, dann stehe ich auf einem kleinen Parkplatz irgendwo auf dem Land. Ich bin verabredet mit Vikis Mann Alexander, der mich abholt, denn mit dem Auto kann man nicht direkt zum Tierheim fahren, zu unwegsam sind das Gelände und der Weg dorthin. 

So sitze ich das erste Mal auf der Rückbank eines Quads, halte mich und meine Kamerataschen gut fest, doch wir haben Glück, es hat nicht zu stark geregnet, sonst wäre die Fahrt schwieriger. Bald kann ich die ersten Hunde hören und Alexander zeigt in die Richtung des Tierheims. Es ist der Auftakt von vier Tagen, die ich hier in diesem Land verbringen und Viki und ihre Familie bei der Arbeit mit den Hunden begleiten werde.

Als wir das Tor öffnen, kommen die ersten Vierbeiner freudig auf uns zu. Fast alle laufen hier frei, große, kleine, alte Hunde – und die beiden Schafe. Nur die Welpen, die keine Mutter haben, sind in einem extra Areal untergebracht. Für sie stehen zwei Container bereit, die von Hundeliebe grenzenlos finanziert wurden. Hinter einem weiteren Tor sind die Zwinger, eine große Auslauffläche, ein Wohnwagen als Stauraum für Werkzeug und andere Utensilien und überall stehen kleine Hundehütten als Rückzugsorte. Im Hintergrund läuft ein Generator, denn hier gibt es keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Strom wird aber gebraucht, für Baumaßnahmen, für Reparaturen und um fließendes Wasser für die Reinigung der Zwinger zu haben. Dazu reicht er auch noch, um mal Telefonakkus aufzuladen, was sehr wichtig ist für Viki, zum einen um erreichbar zu sein, aber auch um Fotos und Videos von den Hunden zu machen.

Für mich wird das Fotografieren und Filmen zu einer Herausforderung, denn immer, wenn ich in die Knie gehe um mich auf Augenhöhe der Hunde zu begeben, bin ich umringt von einer Traube von ihnen, die neugierig sind, was ich denn da so mache und die eigentlich alle nur schmusen wollen.

Es ist beeindruckend, was Viki und ihre Familie, die ihr alle bei der Arbeit helfen, hier leisten. Füttern, reinigen, reparieren, bauen und sich daneben viel Zeit für die Hunde nehmen. Es wird immer wieder geschmust und sehr liebevoll mit ihnen umgegangen, auch mal bestimmt, wenn ein Neuzugang Ärger macht, aber immer freundlich und respektvoll. Und das merkt man den Hunden auch an, einer ist lieber als der andere.

Bemerkenswert, wenn man weiß, was einige von ihnen durchgemacht haben. Wenn ich nicht im Tierheim bin, nutze ich die Zeit, um mir ein Bild von der Umgebung zu machen. Dabei entdecke ich überall angekettete Hunde, teilweise haben sie nur rund zwei Meter Kette zur Verfügung, an der sie ihr Leben lang verbringen müssen. Die meisten sind zu dünn und man sieht weder Näpfe für Wasser noch für Futter. Sie dienen als Schutzhunde, einer von ihnen bewacht die Tankstelle direkt neben dem Hotel, in dem ich untergebracht bin. Ein großer Bardino-Mix, der erst bellt, als ich mich ihm nähere, dann aber sehr freundlich wedelt und sich über das bisschen Futter und die Gesellschaft sichtlich freut. Ansonsten hat er nichts, auch kein Wasser. Auch dass er jede Nacht bitterlich weint, scheint hier Niemanden zu stören. Ich werde fast wahnsinnig und würde ihn am liebsten einfach mitnehmen.

Unterwegs sehe ich immer wieder Straßenhunde, Viki erzählt mir von einer Mülldeponie, wo immer wieder Hunde ausgesetzt werden. Das möchte ich mir anschauen und fahre gleich am nächsten Morgen dorthin. Als ich ankomme, kommen mir schon zwei entgegen, ein kleiner, der seinen Kopf ganz schief hält und ein großer, die beiden scheinen einen Pakt geschlossen zu haben und sich ihrem Schicksal gemeinsam zu stellen. Auf jeden Fall teilen sie sich das Futter, gönnen dem anderen seinen Anteil, sie wirken wie ein altes Paar. Ich bin den Tränen nahe, als ich wieder fahre und sie mir hinterher schauend immer kleiner werden in meinem Rückspiegel.

Was für eine Zukunft werden die beiden haben?

Ich bin mit Viki im öffentlichen Tierheim der Gemeinde verabredet, wir treffen den Leiter der Anlage, der auch gleichzeitig der lokale Tierarzt in diesem Ort ist. Wer hier landet hat kaum noch eine Zukunft, es sei denn Viki nimmt ihn oder sie mit zu sich ins Tierheim, was sie auch oft schon getan hat, aber sie kann eben leider auch nicht alle bei sich aufnehmen.

Dann müssen wir weiter, denn Viki hat am Morgen einen ausgesetzten Welpen gefunden, der seine Hinterbeine nicht mehr bewegen kann, sie vermutet, dass er vielleicht angefahren wurde. Um zum nächsten Tierarzt mit einem Röntgengerät zu kommen, müssen wir über die Berge in die nächste größere Stadt fahren, fast bis an die griechische Grenze. Dort wird festgestellt, dass jemand auf den erst zwei Monate alten Welpen geschossen hat, die Kugel steckt noch im Bauchfett. Wir sind fassungslos. Doch der Kleine ist ein Kämpfer und nachdem der Tierarzt bestätigt, dass er keine Schmerzen hat, nehmen wir ihn wieder mit. Viki wird in den nächsten Tagen alles versuchen, damit er eine Chance hat, sie nennt ihn Rei und die ersten Tage geht es ihm gut. Doch dann entwickelte sich eine Sepsis und Viki musste die schwere Entscheidung treffen, ihn gehen zu lassen.

Es ist unglaublich, was Menschen wie Viki leisten, seelisch und körperlich. Geschichten wie die von Rei sind kein Einzelfall, dazu die Verantwortung für die 120 Hunde im Tierheim, die täglich versorgt werden müssen. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, für den sie jede Unterstützung gebrauchen kann.


Hundeliebe-grenzenlos 

Hilfe für die Hunde in Not aus dem Tierschutz ist wichtig und ohne Spenden können die Tierschützer diese Stationen, ihre Arbeit und die Rettung der Hunde nicht bewältigen - der tägliche Kampf ums Überleben, denn Futter- und Tierarztkosten sind sehr hoch.

Aber ohne diese aufopfernde Arbeit und Versorgung der Hunde, würden viele von ihnen nicht mehr leben und könnten nach einer Vermittlung kein "hundgerechtes" Leben mit ihren neuen Familien führen.

Wir wissen, dass nur ein Umdenken Veränderungen bringen können und dass das Ziel sein muss mehr Hunde zu kastrieren, sodass sie gar nicht erst geboren werden.

Aber solange es diese "Niemandshunde" gibt und sie unter so fürchterlichen Umständen leben müssen, solange müssen wir helfen und können nur hoffen, dass es weiterhin so tolle Menschen gibt wie Viki und ihre Familie. 

Dafür steht unser Projekt:

5 Euro für unsere Körbchen
wir bitten herz28x24p machen Sie mit

Spendenkonto, Bank: Nord Ostsee Sparkasse

Konto: Hundeliebe - grenzenlos e.V.

Verwendungszwerk: Viki

Kto.Nr. 186045167
BLZ: 217 500 00

IBAN:DE37217500000186045167


Bilder zum Vergrößern bitte anklicken

Fotos: Angelika Oetker-Kast


Daniela
Danke Danke Danke für den tollen Bericht und Film ...es war gut zu sehen wo Stina ex Puffy herkommt...da muss man aber auch erstmal tief durchatmen und die Tränen kommen automatisch....ei sehr wichtiger Bericht ..ich habe ihn auch schon mehrmals weitergeleitet denn umso von euch erfahren ,umso mehr Hunden kann geholfen werden ..Stina ist ein liebes ,lustiges, kuscheliges ,schlaues und mittlerweile auch Appetit gesegnetes Hundemädchen und das haben wir Viki und ihrer Familie zu verdanken....
Kerstin
✍️Liebe Angelika,
was für ein toller Bericht, den du geschrieben hast und was du erlebt hast und es mit uns teilst, danke dafür. Es ist sehr beeindruckend was man so erleben kann. Man kann nur den Hut ziehen, was Viki und ihre Familie alles für die Fellnasen tun. Wir werden Viki auch weiterhin unterstützen, und freuen uns auf den nächsten Pflegi von Viki.
Es ist immer wieder schön, einen Pflegehund aufzunehmen, sie sind soooooo dankbar und einfach immer nur lieb.
Viki, danke was du und deine Familie machst, es ist unbezahlbar.
Sei aus der Ferne ganz lieb gedrückt Kerstin und Familie

Ute Schmidt
Vielen Dank für Deinen Bericht und die Bilder liebe Kerstin. Leider ist es traurig das es so viele tolle liebenswerte Hunde in Mazedonien gibt, die nie eine Chance auf ein schönes Hundeleben haben werden. Schön das es wenigstens einige Leute gibt die sich für diese armen Tiere einsetzen. Schön wäre ein umdenken in der Gesellschaft nur dadurch kann dauerhaft eine bessere Situation für die Tiere geschaffen werden. Leider ist das aber noch ein weiter Weg. So hoffe ich das Vikis Familie sich auch weiterhin mit so viel Liebe um all die vielen Fellnasen kümmern wird. Ich wünsche Ihnen hierzu viel Kraft.
Hoffentlich werden auch in Zukunft viele Hunde ein schönes Zuhause finden. Jeder Hund ist es wert das er ein schönes Hundeleben führen kann.

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