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Happy End von Jack

Geschrieben von Rdaktion am .

Wir haben schon viele Hunde in ein neues Zuhause vermitteln können - und in jeder Vermittlung steckt auch von uns etwas Herzblut, denn bis so eine Vermittlung unter Dach und Fach ist und ein Hund in sein neues Zuhause ziehen kann, ist sehr viel zu tun.

Umso mehr freuen wir uns über Happy End Geschichten. Die von Jack ist so schön geschrieben - eine Liebeserklärung, wie sie an einen Hund nicht schöner sein kann - mit Hochs und Tiefs und sehr berührend - spricht sie uns an vielen Stellen direkt aus der Seele, ... aber lest selbst ...

 ... und davon können die Tierschützer auf Zypern und wir auch nie genug bekommen und freuen uns wieder sehr darüber!

Liebes „Hundeliebe grenzenlos Team“,

ich bin der Jack und es wird höchste Zeit, dass ich Euch meine Happy End Geschichte zukommen lasse. Ich habe bereits Fotos von mir zu Euren tollen Aktionen „Schneefotos im Winter 2020 / 2021“ und „Den Sommer 2021 verabschieden“ gesendet, doch nun möchte ich Euch etwas ausführlicher von meiner Zeit in meinem Zuhause berichten.

Am 15.10.2020 war es endlich soweit, ich durfte von Zypern aus in mein neues Leben fliegen. Die ersten Tage waren sehr, sehr schwer für mich. Ich hatte vor allem Angst und Verunsicherung prägte meinen Tag. Es durfte niemand hinter mir stehen, ich bekam dadurch nämlich sofort Panik, wenn ich nicht alles im Blick hatte. Deswegen drehte ich mich in solchen Situationen sprunghaft um 180 Grad, dass ich alles, was passierte, genau vor mir sehen konnte. Vor jeden Hund, der mir in den ersten Tagen begegnete, hatte ich panische Angst, denn bis jetzt waren Hunde oft meine Gegner, in der Futterbeschaffung als Straßenhund oder um ein sicheres Plätzchen zu finden, um mich auszuruhen und etwas schlafen zu können.

Enge schmale Gänge waren für mich ein unüberwindbares Hindernis, weil diese mich an die engen schmalen Gänge in der Tötungsstation erinnert haben. Selbst in ein Gebäude zu gehen, war am Anfang sehr schwierig, denn ich kam mir gefangen und ausgeliefert vor. Die Türschwelle war der Punkt, die nur mit mehreren Anläufen und vielen ermutigenden Worten zu überwinden war.

Meine Menscheneltern, Yvette und Ingo, hatten mich an alles ganz behutsam mit Verständnis, Ruhe, Geduld und Liebe herangeführt und manchmal brauchte es auch den kleinen zärtlichen Schubs zum Glück.

Nach nur ein paar Wochen waren sämtliche Hindernisse meines neuen Lebens überwunden und seit dem läuft alles „wie am Schnürchen“, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte. Geflieste Treppen kannte ich nicht, wir haben gemeinsam die Treppen steigen gelernt und ich habe erkannt, dass die gar nicht glatt sind und man trotzdem sicher „oben“ bzw. „unten“ ankommt. Ich fahre mittlerweile gerne mit dem Auto mit und habe den kompletten Rücksitz für mich alleine bzw. ich teile mir den Rücksitz mit meinen beiden Kuscheltieren, die immer im Auto bleiben und auf mich warten, bis ich einsteige. Mein Kissen in Sternform und meine Autodecken machen jede Fahrt noch ein wenig gemütlicher.

Apropos Decken, durch das lange Leben auf der Straße und die Zeit in der Tötungsstation auf Zypern hatte ich mir die Gelenkknochen wund gelegen und ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht, als einen Fetzen Decke, damit ich nicht auf dem harten Betonboden hätte liegen müssen und wünschte mir, mein Köpfchen etwas unter der Decke schutzsuchend verstecken hätte können. Hier bin ich wirklich im Deckenparadies gelandet. Meine Hundebetten sind mehrfach mit Decken ausgelegt und ich kann mich so richtig gemütlich einkuscheln. Auf der Couch habe ich meine eigene Bettdecke und auch den größten Couchteil für mich alleine. Leute, ich sage Euch, ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas noch erleben darf. Die aufgeriebenen Gelenkknochen waren auch nach einer Woche in meinem zu Hause gut verheilt.

Was meine Menschenmama am Anfang u. a. auch sehr zu Tränen gerührt hat, war die Tatsache, dass ich das für mich frisch gekochte Fleisch, ganz besonders wertschätze. Die Fleischstückchen, die wieder einmal zu viel auf meinem Teller sind und ich diese nicht mehr zu essen schaffe, weil ich satt bin, trage ich Stück für Stück in einer meiner Hundebetten und wickele sie in meine Decken, dass sie niemand sieht, denn das ist die eiserne Reserve für schlechte Zeiten. Ich weiß zwar, dass ich bei meinem Frauchen nie hungern muss sondern Futter immer im Überfluss habe, doch dieses Verhalten ist so in mir gefestigt, dass ich das immer tun werde. Mein Frauchen lässt mich walten und sammelt nach und nach diese Fleischstückchen wieder ein, doch der tiefgreifende innerliche Ausdruck hinter dem Verhalten spiegelt den jahrelangen traurigen Überlebenskampf als Straßenhund wieder und das jahrelange tägliche Hungergefühl, dass jeder Straßenhund zu genüge kennt.

Mein Frauchen und ich sind mittlerweile zu einem unzertrennlichen Dreamteam zusammengewachsen. Wir vertrauen uns allzeit blind, verstehen uns manchmal ganz ohne Worte, nur durch Blicke oder einer Geste und einem Lächeln. Wir sind jeden Tag im Wald unterwegs und ich liebe unsere langen gemeinsamen Spaziergänge, die uns zu vielen schönen und vertrauten Orten führen. Ganz besonders liebe ich unseren Bach, mitten im Wald. Im Sommer ist das die schönste Abkühlung und zu den anderen Jahreszeiten ist es so schön, kilometerlang am Wasser entlang zu laufen und manchmal auch beim Spielen den Ball im Wasser zu suchen.

Ich habe mittlerweile einen sehr großen Beschützerinstinkt gegenüber meinem Frauchen entwickelt und „wehe“ ein anderer Hund oder ein suspekt wirkender Mensch nähert sich meinem Frauchen. Dieser wird direkt mit Bellen in die Flucht geschlagen. Die Ausnahme sind meine lieb gewonnenen Hundekumpelinen und Hundekumpels, bei denen weiß ich, die stellen keine Gefahr dar, mit denen renne ich auch gerne einmal über die Wiesen oder man geht einmal eine Waldtour gemeinsam spazieren, das ist immer total schön.

Mit meinem Menschenpapa habe ich ein sehr schönes Ritual entwickelt. Ingo streichelt fester als mein Frauchen und das tut so gut. Bei uns Drei hat sich mittlerweile sogar das Wort „Männermassage“ etabliert, weil ich immer ganz still liege und mir die Augen manchmal dabei zufallen, weil ich genieße. Ich muss gestehen, wenn Ingo an mir vorbei läuft, falle ich schon oft automatisch auf die Seite und hebe mein Pfötchen, damit die Bauchgegend auffordernd zum streicheln bereit steht. Ihr seht, auch von meinem Herrchen bekomme ich die volle Portion Liebe ab.

Leider hat mich aber auch meine Vergangenheit etwas eingeholt und zwar beim „Check up“ beim Tierarzt.

Beim Röntgen wurde festgestellt, dass mein Körper mit vielen Schrotkugeln belastet ist. Alleine im Rücken-, Bauch- und Halsbereich wurden zwölf Schrotkugeln gezählt, eine sogar im Lungenbereich. Wir haben direkt auch einen Termin bei einem Hundechirurgen vereinbart und er meinte, dass ich gelernt habe damit zu leben und er von Operationen abraten würde. Da waren wir natürlich sehr erleichtert. Außerdem wurde bei dem „Check up“ noch erkannt, dass mein linkes Ohr einmal durchtrennt gewesen sein muss, weil die zwei Ohrmuschelhälften nicht korrekt aufeinandersitzen und Vernarbungen zu sehen sind. Mein rechtes Ohr hat einen Riss, der nicht mehr heilt.

Ja, ihr seht, in meiner Vergangenheit musste ich schon immer ein Kämpfer sein. Ich überlebte das Hungern und die unsichere Nahrungsbeschaffung, den Straßenverkehr und die grausamen Menschen auf Zypern und dank Euch auch die Tötungsstation. Ich überlebte Schüsse, ein abgeschnittenes und ein eingerissenes Ohr und noch vieles mehr, was ihr nie erfahren werdet.

Ich danke Euch allen von ganzen Herzen, dass Ihr mich auserwählt und gerettet habt, zu einem Zeitpunkt, als ich die Hoffnung auf ein Leben nach der Tötungsstation schon längst aufgegeben habe. Ich danke Euch allen von ganzen Herzen, dass ich nun ein sicheres und glückliches Leben führen darf, wo mein Sein, mein Wesen und Charakter, meine Treue und Dankbarkeit so sehr geschätzt werden. Ich danke Euch allen von ganzen Herzen, dass ich nun der Hund sein darf, der ich bin, ein Seelenhund, ein Freund, ein täglicher Begleiter und Vertrauter, das wichtigste Familienmitglied im Rudel und ein persönlicher Schutzengel, der ganz viel Wärme in die Herzen bringt. Mein Frauchen und ich sind gemeinsam dankbar für jeden einzelnen Tag und Augenblick.

Am Ende meines Schreibens möchte ich noch ein paar Worte an alle meine Hundekumpelinen und Hundekumpels da draußen richten, die einsam auf der Straße jeden Tag ums überleben kämpfen oder in Tötungsstationen ängstlich ausharren und mit dem Leben bereits innerlich abgeschlossen haben. Ich fühle aus tiefsten Hundeherzen mit Euch und wünsche Euch Hoffnung auf Rettung und die Kraft bis dahin durchzuhalten. In Gedanken bin ich immer bei Euch.

Mit zutiefst dankbaren Grüßen,

Euer Jack

Liebes „Hundeliebe grenzenlos Team“,

auch ich, Jacks Frauchen, Yvette, möchte noch ein paar Worte an Sie alle richten. Dank Ihrer unermüdlichen Berufung Hunden eine Chance auf ein lebenswertes Leben zu geben, war Jack eines Tages der auserwählte Kandidat, der die Tötungsstation auf Zypern, noch lebendig verlassen durfte. Ich danke Ihnen allen von ganzen Herzen, dass Jack durch mutiges Handeln der Tierschützer eine Perspektive bekommen hat. Mein ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch Frau Riecken, die das perfekte Händchen hatte, Jack und mich füreinander auserwählt zu haben. Jack ist mein absoluter Seelenhund! Unsere Charaktere ergänzen sich so wunderbar. Er ist so genügsam in allem, so sehr anpassungsfähig, macht alles mit bedacht, er ist zurückhaltend, anspruchslos, intelligent, denkt bei allem mit und ist mein absoluter Ruhepol. Das Alles macht er von ganz alleine, ohne jegliche Erziehung, einfach, weil dies sein wertvoller Charakter und sein wundervolles Wesen ist. Durch Ihren Verein haben sich zwei Herzen und zwei Seelen über die Ländergrenzen hinweg, gefunden und möchten sich nie mehr missen.

Abschließend möchte ich Ihnen allen weiter Mut zusprechen, weiter zu helfen. Auch wenn die Rahmenbedingungen sehr kräftezehrend sind und das Schicksal der Hunde viel innerliche Trauer und Schmerz verursacht. Doch manchmal wird man dadurch auch belohnt und zwar mit der Gewissheit, dass nichts auf der Welt einen größeren Wert hat, als ein Wesen zu retten, dass ohne Sie alle, nie die Chance gehabt hätte, am Leben zu bleiben. Das gibt Hoffnung und Mut weiter zu kämpfen. Zu kämpfen für diese wertvollen, geschundenen und zerbrechlichen Seelen und Engel auf vier Pfoten. Unsere Gedanken sind bei all jenen Straßenhunden und Hunden in Tötungsstationen, die noch ohne Hilfe sind und wir wünschen jeden Einzelnen, dass auch er oder sie, der oder die Auserwählte wird, um endlich leben zu dürfen.

Mit zutiefst dankbaren Grüßen auch von meiner Seite,

Yvette